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Industrie PCs – Grundlagen und Anforderungen

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GF Oliver Husmann, Acturion Datasys GmbH

In der heutigen Welt der Automatisierung und Technologie sind Industrie PCs (Industrial PCs) zu einem unverzichtbaren Bestandteil vieler Branchen geworden. Diese robusten Rechner erfüllen spezielle Anforderungen, die über diejenigen von Standard-PCs hinausgehen. In diesem Blogbeitrag werden wir uns ausführlich mit Industrie PCs beschäftigen, um ihre Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten zu verstehen.

Was ist ein Industrie PC?

Ein Industrie PC, oft auch als IPC abgekürzt, ist ein speziell entwickelter Computer, der für den Einsatz in industriellen Umgebungen konzipiert ist. Anders als Standard-PCs, die in Büros oder für den Heimgebrauch verwendet werden, sind Industrie PCs darauf ausgelegt, den harten Bedingungen von Fabriken, Lagerhäusern, Produktionsanlagen und anderen industriellen Umgebungen standzuhalten. Zu den speziellen Anforderungen gehören beispielsweise sehr hohe oder sehr niedrige Umgebungstemperaturen oder auch starke Temperaturschwankungen. Von sehr kalt zu sehr warm in kurzer Zeit. Ferner machen Industrie PCs auch Spritzwasser von Kühlflüssigkeiten das Leben schwer. Industrie PCs müssen aber auch intern robust konstruiert und gebaut sein, um Erschütterungen und Vibrationen über viele Jahre hinweg widerstehen zu können.

Was macht ein Industrie PC?

Industrie PCs erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben, darunter:

  • Steuerung und Automation: Industrie PCs dienen zur Steuerung von Maschinen, Prozessen und Anlagen in industriellen Umgebungen. Sie können Daten sammeln, verarbeiten und steuern, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Der Industrie PC sorgt dafür, dass vernetzte Maschinen im Verbund geordnet zusammenarbeiten. Ähnlich wie in einem Orchester.
  • Datenerfassung und -verarbeitung: Industrie PCs werden häufig für die Erfassung und Analyse von Daten in Echtzeit eingesetzt, um Produktionsprozesse zu überwachen und zu optimieren. Die komplexen Produktionsprozesse generieren in kurzer Zeit sehr große Datenmengen, welche sofort verarbeitet werden müssen. Ist der Industrie PC mit der Verarbeitung überfordert, kommt es zu Zeitverzögerungen bei der Bereitstellung der Daten und schließlich kann die Überforderung einen Systemabsturz beim Industrie PC herbeiführen und damit auch ein Stopp des Produktionsprozesses.
  • Visualisierung und Überwachung: Mit Industrie PCs können Mitarbeiter den Zustand und die Leistung von Maschinen und Anlagen überwachen. Dies ermöglicht eine effiziente Wartung und Fehlerbehebung. Für die Visualisierung von Prozessen werden oftmals Industrie Panel PCs eingesetzt. Hier ist der Industrie PC und die Anzeigeeinrichtung in einer Einheit zusammengefasst. Neben der bildlichen Darstellung, muss der Industrie PC hier auch den Produktionsprozess überwachen und das sehr zeitnah, damit Fehler sofort auffallen.

Anforderungen an Industrie PCs

Industrie PCs müssen besondere Anforderungen erfüllen, um den anspruchsvollen Umgebungen gerecht zu werden:

  • Robuste Bauweise: Sie sind so konstruiert, dass sie Staub, Vibrationen, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen widerstehen können. Dazu verwendet man oftmals komplett geschlossene Gehäuse mit Schutzklasse IP50 oder IP65 und bei starker Staubbelastung empfehlen sich lüfterlose Industrie PC-Konzepte. Lüfterlose Industrie PCs sind hier besonders herausfordernd, wenn auch hohe Umgebungstemperaturen herrschen. Denn die anfallende Prozessorwärme im Industrie PC muss irgendwie lüfterlos aus dem Industrie PC transportiert werden. Eine konstruktive Maßnahme um Hitze vom Prozessor abzuleiten ist der Einbau von Heat Pipes. Hierzu verwendet man kleine Röhren auf Kupfer, die die Wärme vom Prozessor zu einem Kühlkörper leiten. Der Wärmetransport geschieht dann über Kühlrippen am Industrie PC-Gehäuse.
  • Langlebigkeit: Industrie PCs werden für den Langzeitbetrieb ausgelegt und haben in der Regel eine längere Lebensdauer als Standard-PCs. Produktionsanlagen und Fertigungsstraßen sind dafür gebaut, dass sie viele Jahre störungsfrei produzieren. Je länger der Produktionsprozess störungsfrei läuft, umso höher ist der Ertrag für den Betreiber. Steht die Produktion, weil ein Industrie PC abgestürzt ist oder gar defekt ist, ist das nicht nur ärgerlich, sondern kostet auch oftmals sehr viel Geld für den Produktionsstillstand. Hier können sich die Kosten schnell mal auf etliche tausend Euro oder Dollars addieren. Wer hier beim Industrie PC knausert, kann später richtig viel Geld verlieren.
  • Zuverlässigkeit: Hohe Verfügbarkeit ist entscheidend, da Ausfälle teuer sein können. Deshalb werden Industrie PCs mit redundanten Komponenten ausgestattet. Wie im vorherigen Absatz schon beschrieben, kann ein defekter Industrie PC in der Produktionsanlage sehr viel Geld kosten. Zuverlässigkeit ist bei Industrie PCs einer der Hauptpunkte. Um die Zuverlässigkeit von Industrie PCs zu erhöhen werden Komponenten, die ausfallen können redundant verbaut. Das heißt diese Komponenten werden doppelt im Industrie PC verbaut. Am bekanntesten sind Netzteile, die im Industrie PC zwei Mal zu finden sind. Fällt ein Netzteil aus, arbeitet das redundante Netzteil unterbrechungsfrei einfach weiter. Auch verbreitet sind RAID Festplattensysteme in Industrie PCs mit Plattenspiegelung. Geht eine Festplatte defekt, so ist das nicht weiter schlimm, denn die Daten sind auf einer weiteren oder sogar noch einer dritten Festplatte vorhanden.
  • Erweiterte Schnittstellen: Industrie PCs bieten eine große Auswahl an Schnittstellen. Die üblichen sind die, die auch bei normalen Office PCs zu finden sind. Dazu gehören mehrere USB-Schnittstellen, Graphikschnittstellen für externe Monitore digital HDMI und/oder DisplayPort und manchmal noch analog VGA. Dazu noch ein oder mehrere LAN-Anschlüsse, Audio Anschluss und manchmal noch ein PS/2 Anschluss für Maus oder Tastatur. Industrie PCs bieten hier noch viel mehr Schnittstellen an, weil ihr Einsatzgebiet viel größer ist als in einer Büroumgebung. So bieten Industrie PCs auch „alte“ Schnittstellen wie serielle COM Ports RS232, RS485 oder RS488, um nur ein paar zu nennen. Aber auch Analog-Ausgänge/Eingänge oder Digital-Ausgänge/Eingänge, CAN Bus Anschluss, Profibus Anschluss oder auch noch ein GPIO – General Purpose Input/Output Anschluss.
  • Zertifizierungen: Oftmals bieten Industrie PCs spezifische Branchenstandards, wie beispielsweise IP-Schutzklassen oder ATEX-Zertifizierungen für den Einsatz in explosionsgefährdeten Umgebungen. Auch Zertifizierungen über Lager- und Arbeitstemperaturbereiche, oder Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit, maximale Höhe über Meereshöhe oder Schutz gegen Shock & Vibration. Ist das Einsatzfeld im Militärbereich kann auch eine Zonenvermessung nach BSI-Zonenmodell in Betracht kommen. Dafür müssen die Industrie PCs speziell modifiziert werden. Je nachdem nach welcher Zone vermessen wird mit einfachen Modifikationen bei höheren Schutzzonen, muss man hier aber schon tiefer in die Trickkiste greifen. Weitere Zertifizierungen können auch vom Verwendungsgebiet abhängen. In der EU braucht der Industrie PC unbedingt das CE-Zeichen, in USA mindestens FCC und manchmal auch noch die UL-Zulassung, in China brauchen Industrie PCs eine CCC-Zulassung, usw.

Unterschied zwischen Büro PC und Industrie PC

Ein entscheidender Unterschied zwischen Büro- und Industrie PCs besteht in ihrer Umgebung und den Anforderungen. Büro PCs sind für den Einsatz in klimatisierten Büros konzipiert und müssen normalerweise keinen extremen Bedingungen standhalten. Industrie PCs hingegen müssen widerstandsfähig gegenüber Staub, Feuchtigkeit und hohen Temperaturen sein.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Produktionsweise bzw. Produktzyklus Planung. Office PCs werden in großen Losen gefertigt. Dazu wird ein Modell aufgelegt mit einer Stückzahl, die oftmals in die Million Stück geht. Dafür werden alle Komponenten millionenfach gekauft und dann wird auf großen Fertigungsstraßen solange gebaut bis das Material aus ist. Dann wird das nächste Modell aufgelegt und der Zyklus geht von vorne los.

So ein Lebenszyklus kann bei Office PCs ein paar Wochen oder Monate dauern, selten jedoch ein Jahr. Industrie PCs haben ein wesentlich längeres Leben. Ein Industrie PC-Modell wird für Jahre geplant. Dazu sucht man am Markt Komponenten aus, die langzeitverfügbar sind. Intel® beispielsweise bietet hier auch Prozessoren an, die man fünf oder zehn Jahre kaufen kann.

Ebenso werden langzeitverfügbare Mainboards, Speicher, Festplatte/SSDs ein spezifiziert. Industrie PCs von Acturion haben mindestens einen Produktlebenszyklus von fünf Jahren. Aktuell (Oktober 2023) legen wir eine neue Generation von Industrie PCs mit Intel® Prozessoren der 12. und 13. Generation auf mit einem Lebenszyklus von Ende 2023 bis Ende 2030 – sieben Jahre also. Industriekunden legen sehr großen Wert auf einen langen Produktlebenszyklus, weil Industrie PCs oftmals in Anlagen eingebaut werden und dafür extra zertifiziert sein müssen. Wenn hier sich hier ständig das PC-Modell ändert, ist das kontraproduktiv.

Darüber hinaus erwarten Industriekunden auch, dass Industrie PCs über ihren Lebenszyklus hinaus auch noch mehrere Jahre supportet und repariert werden können. Acturion bietet für seine Industrie PCs über das Produktionsende hinaus bis zu zehn Jahre Support und Reparatur-Service.

Warum Industrie PC?

Der Einsatz von Industrie PCs bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter:

  • Robustheit: Industrie PCs können in rauen Umgebungen zuverlässig betrieben werden, was die Gesamtbetriebskosten senkt. Industrie PCs sind speziell konstruiert, um Shock & Vibration dauerhaft zu widerstehen. So werden alle Steckverbinder mit einer Arretierung versehen, also geschraubt oder mit Einrasten gesichert. Gesteckte Komponenten wie Arbeitsspeicher oder SSDs werden gegen Herausfallen gesichert, ebenso auch Einsteckkarten. Bei Office PCs braucht es solche Maßnahmen nicht.
  • Maßgeschneiderte Lösungen: Industrie PCs können an spezifische Anforderungen angepasst werden und bieten Flexibilität in der Programmierung und Konfiguration. Industrie Mainboard bieten schon ab Werk deutlich mehr Schnittstellen an als Mainboards für Office PCs. Dazu auch Erweiterungsmöglichkeiten über M.2 und PCIe Steckplätze.
  • Langlebigkeit: Dank ihrer stabilen Bauweise halten sie länger und erfordern weniger Ersatzteile und Wartung. Für einen langen Produktlebenszyklus werden schon bei der Konstruktion nur langzeitverfügbare Komponenten ein spezifiziert. Der Lebenszyklus eines Industrie PCs kann hier deutlich über zehn Jahre hinausgehen.
  • Echtzeitüberwachung: Industrie PCs ermöglichen die Echtzeitüberwachung und Steuerung von Prozessen, was die Produktivität und Qualität erhöht. Dieser Punkt ist immens wichtig, denn wenn sich in der Produktion eine Serienfehler einschleicht kann das später sehr teuer werden, ganz zu schweigen vom ramponierten Image des Herstellers.

Aufbau und Komponenten eines Industrie PC

Ein Industrie PC besteht aus verschiedenen Komponenten, darunter:

  • CPU (Prozessor): Die CPU – Central Processing Unit – der Prozessor, ist das Herzstück des Computers und sorgt für die Rechenleistung. Je nach Rechenaufgabe wird der passende Prozessor ausgewählt. In der Industrie werden fast ausschließlich Prozessoren mit x86 Architektur verwendet. Als Betriebssysteme verwendet die Industrie Microsoft® Windows™ und UNIX, sowie der Derivate wie Linux. Android wird in der Industrie kaum verwendet, wenn man mal von Infoterminals absieht. Hier haben die Player oftmals Android als Betriebssystem.
  • Mainboard: Neben dem Prozessor ist das Mainboard die entscheidende Komponente. Das Mainboard ist die Plattform für den Industrie, der für die nächsten fünf Jahre oder länger Bestand haben soll. Hier werden Hersteller ausgesucht, die langzeitverfügbare Mainboards anbieten. Auf dem Mainboard werden alle Komponenten verbaut, die man zum Betrieb eines Industrie PCs benötigt. Das Mainboard trägt den Prozessor, Arbeitsspeicher, Massenspeicher den Chipsatz, die Graphik, Bausteine für Schnittstellen wie USB, COM, LAN, HDMI, DP, Audio, usw. Ebenso bietet das Mainboard Erweiterungssteckplätze wie PCIe für Graphikkarten, Messkarten, Analzyer Boards, usw.
  • Speicher (RAM und Festplatte): Der Arbeitsspeicher auch RAM (Random Access Memory) speichert die Daten, die der Prozessor direkt zur Verarbeitung sehr kurzfristig und schnell benötigt. Arbeitsspeicher ist wie Hubraum beim Verbrennungsmotor. Ausreichend großer Arbeitsspeicher ermöglicht es dem Prozessor seine volle Leistung zu entfalten. Ist der Arbeitsspeicher zu klein gewählt oder recht langsam, kann auch der schnellste Prozessor nicht viel ausrichten. Für die langfristige Speicherung verfügen Industrie PCs über Festplatten oder jetzt moderner über Solid State Drives (SSDs). Auch bei den Massenspeichern ist auf ausreichende Größe und Schnelligkeit zu achten. Ist der Massenspeicher zu klein, ist bald Schluss mit der Datenspeicherung und wenn das Massenspeicher zu langsam ist, können Datenverloren gehen und/oder der Industrie PC stürzt ab.
  • Schnittstellen: Industrie PCs verfügen über eine breite Palette von Schnittstellen, darunter mehrere USB-Schnittstellen, oftmals in verschiedenen Generationen und Formaten, serielle Ports, Ethernet Anschlüsse, auch hier meist mehrfach vorhanden. Darüber hinaus Graphikanschlüsse, Audio, Analog/Digital Anschlüsse, GPIO und mehr.
  • Grafikkarte: Je nach Anwendung kann eine dedizierte Grafikkarte erforderlich sein. Ist eine hohe Graphikleistung gefordert, kann die Onboard-Graphik schnell in die Knie gehen. Hierzu bieten Industrie PC-PCIe Steckplätz an in die man eine leistungsfähige Graphikkarte stecken kann.
  • Stromversorgung: Eine zuverlässige Stromversorgung ist entscheidend, um Ausfälle zu vermeiden. Industrie PCs dürfen nie ausfallen. Ein Teil welches hier zu Ausfällen neigt, ist die Stromversorgung. In Industrie PCs werden dazu oftmals redundante Stromversorgungen eingebaut. Redundant heißt in diesem Fall es werden eigentlich zwei Netzteile eingebaut, die parallel arbeiten. Fällt das eine Netzteil aus, so arbeitet das zweite Netzteil einfach weiter und hält den Industrie PC weiter am Leben. Stehen auch noch Stromausfälle im Netz oder Netzschwankungen zu befürchten so verbaut man Industrie PCs auch noch eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung). Kommt es zu einem Stromausfall, hält die USV den Industrie PC weiterhin am Laufen. Je nach Größe der USV ein paar Minuten oder auch Stunden. USVs können konfiguriert werden und der User kann z.B. einen Shut-Down einstellen bei Eingriff der USV. Ist der Strom weg, fährt der Industrie PC geordnet herunter und schaltet sich dann ab.
  • Kühlung: Kühlung ist bei Industrie PCs ein großes Thema. Da viele Industrie PCs an Orten arbeiten wo es gerne heiß ist, beispielsweise Gießereien oder Walzwerke muss das Kühlsystemen effizient sein, um die Temperatur unter Kontrolle zu halten. Anders als bei Office PCs verlangt man bei Industrie PCs einen weiten Arbeitstemperaturbereich. Dieser geht oftmals bei minus 30°C los und dann bis plus 60°C, also ein Temperaturfenster von 90°C. Office PCs bieten hier ein Thermofenster von bestenfalls 30°C.

Industrie PC: Welche Bauformen gibt es?

Ein Industrie PC kann verschiedene Formen haben:

  • Mini Industrie PC: Die Mini Industrie PCs sind die kleinsten PC unter den Industrie PCs. Wie der Name schon sagt sind diese eben mini, also sehr klein. Der kleinste mini Industrie PC findet auf einem USB-Stick Platz. Diese Rechenknirpse sind ideal, wenn wenig Platz vorhanden ist und vergleichsweise wenig Rechenleistung erforderlich ist. Dazu bieten die Winzlinge auch nur wenig Schnittstellen an. In einer digitalisierten Fertigungsstraße können dutzende oder gar hunderte dieser mini Industrie PCs verbaut sein. Die mini Industrie PCs erfassen und verarbeiten Daten vom Fertigungsprozess und leiten diese Daten weiter oder stellen sie zur Verfügung, wenn sie abgerufen werden. Industrie Mini PCs werden oftmals als Thin Clients verwendet. Aufgrund der kompakten Bauweise und oft geringen Rechenleistung werden viele mini Industrie PCs lüfterlos, mit passiver Kühlung angeboten. Passive Kühlungen erlauben den Einsatz der Industrie PCs in staubigen Umgebungen. Denn wo kein Lüfter Luft ansaugt, kann auch kein Staub angesaugt werden.
  • Box Industrie PC: Die Box Industrie PCs sind größer als mini Industrie PCs und bieten aufgrund des größeren Gehäuses auch mehr Ausbaumöglichkeiten. So können hier mehr Schnittstellen verbaut werden, leistungsfähigere Prozessoren, größere Arbeitsspeicher und auch mehr Massenspeicher. Box Industrie PCs können als Thin Clients gebaut werden, aber auch als Fat Clients oder sogar Industrie Server. Als Thin Clients kommen in Box Industrie PCs meistens Intel® Celeron® oder Pentium® Prozessoren zum Einsatz. Bei Fat Clients werden Intel® i-Core™ Prozessoren oder auch AMD® Ryzen™ Prozessoren verbaut.
  • 19 Zoll Industrie PC: Oftmals werden Server im 19 Zoll Format gebaut. Server sind oft sehr leistungsfähige Rechnersysteme, die große Datenmengen verarbeiten müssen bzw. Usern bereitstellen müssen. Wie der Name schon sagt Server = Bediener im Sinne von Bereitsteller. Der Server serviert dem User die Daten. Größere Rechenzentren oder größere Firmen haben sehr viele User und somit müssen sehr viele Daten gleichzeitig bereitgestellt werden, Das erfordert meistens mehrere Server und sehr leistungsfähige Server. Beliebt sind 19 Zoll Racks, weil hier sehr viele Server platzsparend eingebaut werden können und mittels Klimaanlagen auch sehr gut gekühlt werden können. Die Breite ist bei 19 Zoll Rack Industrie PCs festgelegt – eben 19 Zoll in der Breite, welches 482,6mm entspricht, also knapp ein halber Meter. Die Tiefe eines Racks kann unterschiedlich sein. Meisten bewegen sich die Tiefen zwischen 600mm und 1200mm, also 60cm bis 1,2m. Bei der Höhe wir in HE (Höheneinheiten) gemessen. Auch hier wieder ein etwas krummes metrisches Maß von einer HE ist gleich 44,45mm. Die Ursache liegt im Grundmaß von 1,75 Zoll. Meistens werden Industrie PCs in 1HE, 2HE, 4HE oder manchmal noch höher gebaut.
  • Industrie Panel PC: Industrie Panel PCs vereinen Rechnereinheit und Anzeigeeinheit in einem Gehäuse. Hierbei gibt es zwei Konzepte. Erstens der Industrie Panel PC als Einbauvariante zum Einbau in Schaltschränke oder Konsolen. Hier hat der Industrie Panel PC eine Frontblende mit dem eingebauten Bildschirm und Rechnereinheit dahinter verbaut. Als zweites Konzept gibt es bei Industrie Panel PCs die Ausführung als All-in-One PC mit einem rundum geschlossenen Gehäuse zum an Anbau an einem Tragarm oder Halter oder Tischständer. Hier findet mal oft an der Gehäuserückseite des Industrie Panel PCs einen VESA 75 oder VESA 100. Industrie Panel PCs werden in verschiedenen Größen angeboten. Es gibt bereits Industrie Panel PC ab 4 Zoll und das kann dann bis zu 50 oder mehr Zoll gehen. Meistens bewegen sich die Industrie Panel PCs aber zwischen 10 bis 24 Zoll. Industrie Panel PCs werden gerne zur Visualisierung von Prozessen oder Maschinendaten eingesetzt. Je nachdem wie komplex das darzustellende ist werden mal kleiner oder größere Bildschirmformate und Auflösungen gewählt. Bedient werden die Industrie Panel PCs mit den Fingern über einen Touchscreen. Hierbei dominieren inzwischen kapazitive Touchscreens mit Multifunktion. Meistens 10-Punkt Multitouch, kapazitiv über Hautwiderstand. Moderne kapazitive PCAP Touchscreens lassen sich mit Finger, Handschuhen und Bedienstiften gut bedienen. Weniger verbreitet und fast ausgestorben sind druckempfindliche, resistive Touchscreens. Resistive Touchscreens findet man am Markt so gut wie gar nicht mehr.

Einsatzbereiche für Industrie PCs

Industrie PCs finden in zahlreichen Branchen Anwendung, darunter:

  • Fertigung: Zur Steuerung und Überwachung von Produktionsanlagen eigenen sich Industrie PCs hervorragend. In der Fertigung kann es sauber zugehen, aber auch recht rau. Denken wir hier nur an eine Gießerei oder an ein Walzwerk. Hier sind Industrie PCs hohen Temperaturen und viel Staub ausgesetzt. Normale Büro PCs hätten hier ein sehr kurzes Leben. Auch für eine Fertigung unter Reinraumbedingungen erfordern Industrie PCs. Hier eignen sich ganz besonders Industrie PCs ohne Lüfter mit passiver Kühlung. Ein Rechner mit Lüfter wäre hier kontraproduktiv, weil der Lüfter Staub aufwirbeln würde.
  • Logistik: In Lagerhäusern und Verteilungszentren werden Industrie PCs sehr verbreitet eingesetzt. Die Bedingungen in Lagerhäusern kann sehr herausfordernd sein, wen wir hier an Tiefkühllagerhäuser denken. In TK-Lagerhäusern herrschen oftmals Temperaturen von minus 30°C. Hier kommen bei Industrie PCs spezielle Bauteile zum Einsatz und auch oftmals begleitende Maßnahmen wie der Einbau von Heizungen. Zur Logistik gehören vielfach auch Förderanlagen, welche auch im Freien stehen können. Outdoor herrschen über die Jahreszeiten sehr unterschiedliche Umweltbedingungen. Im Sommer sehr heiß und im Winter sehr kalt. Dazu auch noch Belastungen durch Regen oder Schneefall. Industrie PCs müssen hier wetterfest sein und immer funktionieren an 365 Tagen im Jahr zu jeder Stunde.
  • Medizintechnik: Auch in medizinischen Geräten finden Industrie PCs ihre Verwendung. Eingebaut als mini Industrie PC oder als Box Industrie PC oder on größeren Geräten wie Computer Tomographen oder MRT Geräten als Panel Industrie PC. Gerade in der Medizin werden an die Elektronik extrem hohe Sicherheitsanforderungen gestellt. Im Medizingerätebau greifen eigene Normen, die man sonst nirgendwo finden kann. Bei CT und MRT Geräten ist noch zu beachten, dass diese Geräte mit sehr hohen Strömen arbeiten und dabei extrem starke Magnetfelder erzeugen. Hier muss der Industrie PC sehr gut gegen EMV abgeschirmt sein.
  • Verkehr und Transport: In Verkehrsleitsystemen, Bahnhöfen und Flughäfen finden Industrie PCs auch verbreitet Verwendung. Verkehrsinfrastruktur ist meistens sehr langlebig. Seehäfen oder auch Flughäfen sind meist auf einen endlosen Zeitraum geplant. So wurde der Frankfurter Flughafen beispielsweise am 08. Juli 1936 eröffnet und niemand spricht davon den Frankfurter Flughafen demnächst zu schließen. Ganz im Gegenteil – der Flughafen wir ständig erweitert und modernisiert. Modernisierung heißt hier Digitalisierung und das erfordert Industrie PCs in großer Stückzahl. Ähnlich ist es beim Hamburger Seehafen. Den hat schon die Hanse gegründet und er läuft immer noch, selbst Jahrhunderte später. Betreiber dieser Anlagen haben höchstes Interesse daran Bauteile und Komponenten mit hoher Zuverlässigkeit und Langlebigkeit zu verwenden – Industrie PCs sind hier erste Wahl.
  • Energie und Umwelt: In der Steuerung von Energieerzeugungsanlagen und Umweltüberwachung ist es ähnlich wie bei Verkehrsinfrastruktur. Das älteste Kohlekraftwerk ist das Kraftwerk Weisweiler in Eschweiler-Weisweiler. Am 01. September 1914 wurde es in Betrieb genommen und läuft bis heute, mit kurzen, kriegsbedingten, Unterbrechungen. Auch hier schreiten die Automatisierung und Digitalisierung voran, gestützt von Industrie PCs.
  • Anlagensteuerung: Steuerung läuft digital mit Industrie PCs. Daten werden von Gebern und Sensoren erfasst, in Industrie PCs verarbeitet und Anlagen gesteuert. Das ganze oftmals 365 Tage im Jahr 24/7. Ausfälle sind hier nicht geplant und dürfen auch nicht auftreten. Industrie PCs zeichnen sich hier durch Zuverlässigkeit und Langlebigkeit aus. Die robuste Konstruktion von Industrie PCs schütz die Elektronik und die Auswahl hochwertiger und langzeitverfügbarer Bauteile garantiert den ungestörten Betrieb über viele Jahre. Die Verwendung von RAID Systemen zur Festplattenspiegelung und die Verwendung von redundanten Stromversorgungen mit eingebauter USV sorgen für Schutz gegen Datenverlust und Ausfall des Industrie PCs.

Fazit

Industrie PCs sind ein unverzichtbares Element in vielen industriellen Anwendungen, da sie die Anforderungen an Robustheit, Zuverlässigkeit und Anpassbarkeit erfüllen. Durch ihre spezialisierten Eigenschaften tragen sie wesentlich zur Effizienz und Produktivität in verschiedenen Branchen bei. Ob in der Fertigung, Logistik oder im Gesundheitswesen, Industrie PCs spielen eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung und Steuerung von Prozessen.